Liebe Gemeindemitglieder,
am 11. Mai vor 300 Jahren wurde der Baron von Münchhausen geboren. Heute noch erzählt man sich seine lustigen Lügengeschichten. In einer von ihnen beschreibt er, wie er sich selbst samt seinem Pferd am eigenen Haarschopf aus dem Sumpf gezogen hatte. In der Realität ist das unmöglich.
Allerdings finde ich, wenn auch etwas weit hergeholt, einen ähnlichen Gedanken bei einem geistlichen Lehrer aus dem 16. Jahrhundert, Ignatius von Loyola (1491-1556). Wenn er zum Beispiel schreibt: „Hilf dir selbst, dann hilft dir Gott!“ - möchte er in Kurzfassung seine Glaubenserfahrung weitergeben, die sinngemäß besagt: „Der Mensch wäre erstaunt, was ihm möglich wäre, würde er mehr auf Gott vertrauen.“
Dazu finden wir in seinen Schriften auch konkrete praktische Anregungen. So schreibt Ignatius: „Bete, als hinge alles von dir ab, handle, als hinge alles von Gott ab.“ An einer anderen Stelle können wir lesen, wie er seine Mitbrüder ermahnt, täglich eine Stunde zu meditieren. Dabei reiche es aus, 5 Minuten zu beten. Auf die Frage, was man in den anderen 55
Minuten tun solle, antwortet er: „ Sich Gott als den ICH – BIN – DA
vergegenwärtigen.
Besonders jetzt in der Corona-Krise helfen mir diese Gedanken, um das
Notwendige vom Wichtigen zu unterscheiden.
Manche sogenannte „Verschwörungs-Theoretiker“ aus den
verschiedensten gesellschaftlichen Kreisen nutzen die derzeitige Notlage ihrer
Mitmenschen aus, um ihre eigenen Interessen durchzusetzen. Bei anderen mögen es vielleicht Existenzängste sein, die zum Kampf gegen etwas
motivieren, was man letztlich nicht beeinflussen kann.
Wer Mitmenschen kennt, die von Corona betroffen sind, sieht da wohl manches etwas anders. Persönlich weiß ich von Corona-Fällen in
Elsterwerda und Tettau.
Was die Perspektive in unserer Pfarrei betrifft, hat die Mehrzahl der
Mitglieder des Pfarrgemeinderates und Kirchenvorstandes, die ich erreichen konnte, sich dafür ausgesprochen, das wir – wie im Bischofsbrief vom 6. Mai empfohlen – bis zum 25. Mai noch keine öffentlichen Gottesdienste feiern. Für das Pfingstwochenende habe ich - auch mit den evangelischen Kollegen in Elsterwerda und Lauchhammer - wenn die Infektionsrate nicht wieder ansteigt - überlegt, wie wir langsam wieder mit Gottesdienst-Feiern beginnen könnten. Näheres darüber erfahren Sie am kommenden Wochenende.
Die Tage vor Christi Himmelfahrt sind die sogenannten Bitt-Tage. In diesem Jahr haben sie wohl einen eigenen Charakter!
An den neun Tagen von Christi Himmelfahrt bis Pfingsten sind wir Form der Pfingstnovene eingeladen, um Gottes Geist zu bitten. In diesem Jahr steht sie, im Zusammenhang mit der RENOVABIS – Aktion, unter dem Leitwort „Selig, die Frieden stiften“.
Da der Frieden im Herzen jedes einzelnen gründet, grüße ich sie auch wieder
- im Namen von Herrn Pfarrer Thiersch, Herrn Thomas Scholz,
sowie den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates und Kirchenvorstandes –
mit dem altehrwürdigen Gebet zum Heiligen Geist:
Komm, Heiliger Geist
erfülle die Herzen deiner Gläubigen,
und entzünde in ihnen das Feuer deiner Liebe.
Ihr Pfarrer Werner Hilbrich
Lauchhammer, den
15. Mai 2020
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