Liebe Gemeindemitglieder,
am 8. Mai 1945 - vor 75 Jahren ging der 2. Weltkrieg zu Ende.
Im Jahr 1939 – als dieser schreckliche Krieg begann – hatte der Dichter Georg Thurmair den Text für das schlesische Grüssauer
Wallfahrtslied „Sei gegrüßt, du Gnadenreiche“ (Gotteslob Nr. 851) verfasst.
Viele von Ihnen singen es heute noch gern. Die 5. Strophe lautet:
„Alles hast du einst empfangen, was noch nie ein Mensch empfing. Durch das Leid bist du
gegangen, wie noch keine Mutter ging.“
Unsere Kirche in Elsterwerda steht unter dem Patronat der „Schmerzhaften Mutter“. Vom Leid geprüfte und gezeichnete Menschen begegnen uns in diesen
Corona-Tagen wohl häufiger denn je. Zukunftsängste, Einsamkeit, Sinnleere… lassen Menschen hier und heute besonders leiden.
Kurz nach Beginn der Pandemie hat die Stadt Lauchhammer ein „Sorgentelefon“ eingerichtet. An so manchen Abenden haben (auch anonym) Menschen hier angerufen, um ihre Sorgen
auszusprechen. Selten kann ich da praktisch helfen; meistens bleibt es beim Zuhören. Bisweilen finde ich jedoch nach solchen Gesprächen, das altbekannte Sprichwort bestätigt:
„Geteiltes Leid ist halbes Leid“. Bei Gesprächen mit Frauen und Müttern denke ich manchmal als katholischer Christ auch (still für mich) an das Bild von der „Schmerzhaften Mutter“.
Einige Theologen bezeichnen Maria als die erste Christin. Sie hat auf die leise Stimme Gottes
gehört und dann gehor(-ch-)sam entsprechend gehandelt.
Das meiste über Maria wissen wir aus dem Lukasevangelium. Schon am Anfang legt Lukas ihr Worte in den Mund, die ihren Charakter und ihr Gottesbild beschreiben können; im sogenannten Magnificat (Lk 1, 46-55). Mut machend und ernüchternd sind für mich in diesen Tagen, die
geprägt sind von Meinungsvielfalt (bisweilen lautstark artikuliert im „Brustton der Überzeugung“) in Politik, Wirtschaft und Religion, bis hinein in die engsten Familienkreise, die Verse 51-52:
Er vollbringt mit seinem Arm machtvolle Taten: /
Er zerstreut, die im Herzen voll Hochmut sind;
er stürzt die Mächtigen vom Thron /
und erhöht die Niedrigen.
Maria ist hier eine Frau, die an einen Gott glaubt, der bestehende Werte umwertet und Hochmütige zerstreut
(verwirrt ?).
Zur Situation in unserem Bistum wurden uns gestern per
E-Mail ein „Brief des Bischofs an alle Gläubigen und an alle Verantwortungsträger im
Haupt- und Ehrenamt“, sowie zwei umfangreiche Listen mit Regeln und Anordnungen für eventuelle Gottesdienste zugesandt. Diese Texte finden Sie im Internet
(www.bistum-magdeburg.de) .
Im Laufe der kommenden Woche will ich mit den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates und
Kirchenvorstandes überlegen, was davon für unsere Pfarrei praktikabel ist.
Für heute wünsche ich Ihnen ein erholsames Frühlingswochenende und den Müttern einen würdigen Ehrentag. Vielleicht haben Sie zu Hause ein Marienbild für eine kleine Maiandacht.
Mit den Gedanken der siebenten Strophe des eingangs erwähnten Liedes
„Lass von deinem hohen Bilde uns ein ferner Abglanz sein,
hingegeben deiner Milde und erhellt von deinem Schein“
grüßt
- auch im Namen von Herrn Pfarrer Thiersch, Herrn Thomas Scholz,
sowie den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates und Kirchenvorstandes -
Ihr Pfarrer Werner Hilbrich
Lauchhammer, den 7. Mai 2020
|