Liebe Gemeindemitglieder,
der 4. Ostersonntag ist der Weltgebetstag um geistliche Berufungen. In Anlehnung an das Tagesevangelium wird er auch als „Gute-Hirten- Sonntag“ bezeichnet. Das Johannesevangelium beschreibt im 10. Kapitel Jesus als Guten Hirten, der die Seinen leitet, behütet und ihnen nachgehen will, wenn sie sich verlaufen haben. Die Wege, die Jesus seine Kirche führt, sind manchmal auch unbekannte (vielleicht sogar Angst- machende) Wege.
Schon am Anfang der Kirche war für die Jüngergemeinde Maria eine Weggefährtin und großes Vorbild. Auch heute kann sie Christen ermutigen, die nötigen (wenn auch oft kleinen und zaghaften) Schritte auf neuen unbekannten Wegen zu gehen.
Als ermutigende Einstimmung in den „Marienmonat“ Mai möchten wir Ihnen den folgenden Artikel in die Hand geben, den Herr Thomas Scholz (aus dem Pfarrbüro) und Herr Michael Biersack (aus Dresden) verfasst haben. Demnächst erscheint dieser – in etwas veränderter Form - auch im „Tag des Herrn“. Mit Dank an die Verfasser können Sie die folgenden Gedanken jetzt schon in den Mai mitnehmen:
Traditionen sind zu schonen … wenn auch mal ganz anders
Als im Dezember des vergangenen Jahres der Arbeitskreis zur Vorbereitung der Dekanatswallfahrt des Dekanats Torgau nach Rosenthal zum ersten Mal zusammenkam und man nach einem Thema suchte und erste Ideen für den Wallfahrtstag schmiedete, dachte wohl noch niemand aus dieser Runde daran, welche Entwicklungen es in den nächsten Wochen geben würde. Schließlich gaben die Initiativgruppe und Dechant Ulrich Schade Ende März bekannt, dass die Dekanatswallfahrt aufgrund der Corona- Epidemie in diesem Jahr nicht stattfinden wird.
Eine abgesagte Rosenthal- Wallfahrt – ein sehr schmerzhafter Gedanke für viele in den Gemeinden. Haben sich doch schon unsere Eltern und Großeltern im Dekanat Torgau, zum Teil unter widrigen Voraussetzungen, auf den Weg zur Gottesmutter nach Rosenthal gemacht. Sollten die Corona-Krise und das Versammlungsverbot eine Tradition beenden?
Welche Bedeutung hat eine Wallfahrt für uns Christen heute? Unterwegs sein, auf ein Ziel hin - Gebete, Wünsche, Hoffnungen, Sorgen mitnehmen.
Angesichts dieser Gedanken war man sich schnell einig, sich doch auf den Weg nach Rosenthal zu begeben - jeder für sich oder in engsten Familienkreis - mit dem Fahrrad oder im Auto. Unabhängig voneinander, nicht als Gruppe - so ähnlich wie im normalen christlichen Leben, wo man auch nie genau weiß, wer alles mit einem auf dem Weg ist; aber wo man sich wünscht, dass man nie allein ist.
Dass die Wallfahrtskirche zum Gebet offen ist, konnte schnell mit einem Anruf in Rosenthal geklärt werden (maximal 15 Betende gleichzeitig in der Kirche – das sollte gelingen) und die Quelle sprudelt und versiegt auch in Corona-Zeiten nicht. Der ursprüngliche Termin war bekannt – 25. April 2020. Aber wie sollten die Pilger voneinander erfahren? Handy, Live-Standort – nein!
Jeder bringt ein kleines Kreuz – sein Kreuz – mit in die Wallfahrtskirche und legt es auf der Kanzel-Seite vor den Altar. So könnte es gehen…
Nach Tagen mit purem Sonnenschein und warmen Temperaturen kam der Wallfahrtstag ganz in grau und windig daher. Und dennoch machten sich einige Unverzagte von verschiedenen Orten aus auf den Weg.
Um die Mittagszeit lagen etwa 15 Kreuze unter der Kanzel und als ob sich die Gottesmutter darüber freute, zeigte sich die Sonne. Als am späten Abend die Kirche zugeschlossen wurde und das letzte Bild des Tages versendet wird, ist die Anzahl der Kreuze deutlich angewachsen.
Nachrichten machen die Runde – es wurde leise gebetet, es wurde gesungen, es wurde meditiert, die Orgel erklang, es wurden Psalmen gebeten, es wurden Anliegen von (vorerst verhinderten) Erstkommunionkindern mitgebracht, es wurden Fürbitten aufgeschrieben, es wurde E-Piano gespielt, es wurden alte Wallfahrtslieder zum Leben erweckt … es wurde die Gottesmutter gegrüßt … und es wurde Abstand gehalten – aber sich freundlich zugewunken und gelächelt….
‚Traditionen sind zu schonen!‘ gerade in schwierigen Zeiten.
Gestern erreichten uns die neusten Informationen aus dem Ordinariat in Magdeburg mit dem Hinweis, dass unser Bischof die bestehende Anordnung über die Eindämmung der Corona- Pandemie im Bereich unseres Bistums über den 30. April hinaus verlängert hat. Hintergründe dieser Erklärung finden Sie auf der Homepage unseres Bistums (www.bistum-magdeburg.de), neben Angeboten für die persönliche Gestaltung eines Hausgottesdienstes.
An dieser Stelle sei auch wieder auf unsere eigene Homepage (www.sthedwig-lauchhammer.de) hingewiesen. Auch hier sind einige Anregungen und Hilfen für unser Leben mit Gott und miteinander zu finden.
Daneben empfehle ich Ihnen zur Betrachtung das Lied Nr. 807 aus dem Gotteslob („Vertraut den neuen Wegen“) und den Psalm 23 (Gotteslob Nr. 37).
Mit Ihnen hoffe ich, dass jede(r) von uns – getrennt und doch zusammen - mit den Verantwortungsträgern in Politik, Medizinforschung, Technik, Wirtschaft, Religionsgemeinschaften und Kirchen – mit klarem Blick und wachem Herzen – einen sicheren Schritt in die Zukunft gehen kann.
Danke allen, die sich bisher darum bemüht haben!
Mit den besten Segenswünschen für den Start in den Mai und den 4. Ostersonntag grüßt
- auch im Namen von Herrn Pfarrer Thiersch, Herrn Thomas Scholz,
sowie den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates und Kirchenvorstandes -
Ihr Pfarrer Werner Hilbrich
Lauchhammer, den 30. April 2020
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