Liebe Gemeindemitglieder,
am 17. März konnte unser Altbischof Leo Nowak den 91. Geburtstag feiern und am 24. März den 30.
Jahrestag seiner Bischofsweihe. Für die zahlreichen Glückwünsche hat er sich in einem mutmachenden Brief bedankt. Als gebürtiger Magdeburger, der als Jugendlicher die Schrecken des 2. Weltkrieges erlebt hatte, blickt er in diesem Brief auch auf diese Zeit zurück. Mit seiner Zustimmung darf ich daraus zitieren. Er schreibt unter anderem:
„ Wechselnde Pfade, Schatten und Licht. Alles ist Gnade. Fürchte dich nicht.
Diesen Kanon haben wir als Jugendliche nach dem 2. Weltkrieg mit Begeisterung gesungen. Natürlich weiß ich, dass Texte und auch Musik von unserem Lebensgefühl abhängen und jede Epoche ihre Spuren
hinterlässt. Dennoch kann ich mich als heute 91jähriger gerade wegen der Corona- Krise gut mit diesem Text anfreunden, weil er ausdrückt, was Menschen zu allen Zeiten bewegt.
Wechselnde Pfade – von heute auf morgen ist das Leben anders geworden.
Schatten und Licht
– wie bedrohliche Wolken die Sonne verstecken, so bedeckt Corona wie ein dunkler Schatten das ganze Land. Es ist kalt geworden. Der kühle Schatten lässt uns frieren. Aber dennoch: Das Licht ist
da!
Alles ist Gnade – diesen todbringenden Virus als Gnade
verstehen ? Das ist wohl eher eine Zumutung ? Vielleicht aber doch Gnade im Sinn von Chance zur Veränderung und
Besinnung ?
Fürchte dich
nicht ! - Die tägliche Statistik lehrt eher das Gegenteil. Wir haben
Angst! Wenn es Gott gibt, wie kann er dann eine solche Krise zulassen? Warum greift er nicht
ein? Gegen Angst gibt es nur ein Mittel: Vertrauen! Vielleicht ist es doch wahr: ‚Wir haben eine Hoffnung, die auch dann bleibt, wenn unsere Möglichkeiten ausgeschöpft
sind? ‘ …
… Dennoch bleiben Fragen. Warum ist alles so, wie es ist. Warum dieser mühsame
Weg? Auch diese Fragen sind letztlich nur mit einem noch größeren Vertrauen und einer ‚un-ausrottbaren‘ Hoffnung zu
beantworten. Diese Entscheidung kann niemand abgenommen werden. Wer diesen Glauben nicht teilen kann, der möge zumindest bedenken, dass auch sein ‚Nicht- Glaube‘ ein Glaube bleibt. Soll wirklich alles in einer trostlosen Katastrophe
enden?
Bei aller aktuellen Betroffenheit sollten wir nicht vergessen, dass in unserer Kirche der ‚synodale Weg‘
begonnen hat. Eine gewisse Parallelität wird mir bewusst. Auch die Kirchenkrise ruft zu Besinnung und
Umkehr. Ohne diese Krise würden wir wohl kaum nach Möglichkeiten der Evangelisierung suchen und längst fällige Reformen blieben aus. Hoffen und beten wir, dass wir die Zeichen der Zeit erkennen und
entschlossen handeln, damit aus bedrohlichem Unheil Heil erwächst.“
„Wechselnde Pfade, Schatten und Licht“ prägen das Leben jeder Generation. Jetzt spürt die
Menschheitsfamilie besonders die Schattenseite. Vertrauen, Hoffnung und Gnade können Licht in die Welt
bringen. Der Blick auf die Menschen, die im Schatten leben müssen, könnte ein wesentlicher Schritt in die richtige Richtung sein.
Neben vielen Hilfsorganisationen weltweit versucht auch die CARITAS den Menschen auf den
Schattenseiten der Erde etwas Licht zu bringen. Vom 18. bis 27. April war wieder die „Caritas- Straßensammlung“ geplant, die aus bekannten Gründen ausfällt. In der vergangenen Woche bekam ich in diesem
Zusammenhang einen Brief von CARITAS- INTERNATIONAL mit einem Spendenaufruf für Menschen in den weltweiten Kriegs- und Hungergebieten, die nun auch vom Corona- Virus bedroht sind. Dazu ist es auch von Bedeutung, sich immer wieder klar zu machen, dass täglich ca. 30.000 Menschen an Hunger sterben, ohne von „Corona“ infiziert zu
sein!
Wenn Sie CARITAS- INTERNATIONAL in diesem Anliegen unterstützen möchten, können Sie eine Spende auf folgendes Konto überweisen:
Deutscher Caritasverband e.V.
IBAN: DE88 6602 0500 0202 0202 02
bei Bank für Sozialwirtschaft Karlsruhe
BIC: BFSWDE33KRL
Kennwort: Kampf gegen Corona
Wenn
uns liebgewordenes genommen wird, erfahren wir die Schattenseiten des
Lebens. Am 31. März ist in Elsterwerda unser Gemeindemitglied Herr
Willibald Möhwald verstorben. Er wurde 77 Jahre alt. Am 24. April wollen
wir ihn im engsten Familienkreis zu Grabe geleiten. Der Osterglaube möge
für Herrn Möhwald nun zum erfüllten Leben werden und seine Angehörigen
trösten!
Der Lebensbaum in Kreuzform, den Frau Ehrig aus Coswig, für die Osterkerze ihrer Heimatgemeinde Ortrand gestaltet hat, könnte uns auch sagen, dass unser eigener Lebensbaum unter dem Licht des
lebendigen und Leben spendenden Gottes steht. DANKE an Frau Ehrig und allen, die anderen in diesen Tagen nahe sein möchten!
Wie schon bekannt, finden bis zum 30. April in unserem Bistum keine Gottesdienste und anderen
kirchlichen Veranstaltungen statt. In der nächsten Woche lassen wir Ihnen wieder die aktuellsten
Informationen zukommen.
Mit den besten Segenswünschen grüßt
- auch im Namen von Herrn Pfarrer Thiersch, Herrn Thomas Scholz,
sowie den Mitgliedern des Pfarrgemeinderates und Kirchenvorstandes -
Ihr Pfarrer Werner Hilbrich
Lauchhammer, den 24. April 2020
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